Wir alle brauchen einen Ausgleich zu unserem öden Jobleben. Einige von uns gehen auf Reisen, andere legen ihre Haut unter die Tättowiernadel oder geben sich einfach eine dicke, fette Tüte. Auch Qixuan Lim, Künstlerin aus Singapur, fühlt sich nicht ganz durch ihre Arbeit erfüllt und will sich trotz ihres Jobs als Grafikerin noch kreativer austoben – und kreiert darum Babyköpfe aus speziellem Lehm. Was ja alles schön und gut klingt, nur erschafft die 24-Jährige keine knuffigen Kindsköpfe, sondern eher solch gruselige.
Uns erzählt Lim, dass sie schon immer eine Faszination für «creepy-cute» Dinge hatte: «Ich denke solche Werke sprechen mich an, weil sie verwundbar und zerbrechlich wirken, gleichzeitig aber auch krankhaft und unangenehm aussehen.» Und genau diesen Effekt will sie mit den bleichen, gruseligen Babys erreichen. «Ich bekomme alle Arten von Rückmeldungen», erklärt sie uns, «Leute, die mir sagen, dass meine Arbeit zu verängstigend ist, und andere die meinen, dass meine Kunst nicht krass genug sei.» Egal ob zu gruselig oder nicht: Erschrecken wolle sie dabei niemanden.
Essen und Kunst im Ofen
Mit ihrer Kunst habe sie vor fünf Jahren begonnen, als sie noch übriggebliebenen Lehm von einer Schularbeit hatte. Seitdem hat Qixuan nicht nur rudimentäre Babyköpfe kreiert: Die Kinder kriechen auch mal aus Eierschalen heraus, werden in Pillenpackungen gedrückt oder blinzeln aus transparentem Süssigkeitenplastik heraus. All diese Figürchen werden in ihrem Ofen gebrannt. Lustigerweise im gleichen, in dem sie ihr Essen wärmt oder bäckt, wie sie zugibt und meint: «Naja, darauf muss ich nicht stolz sein.»
Worauf sie stolz sein kann, ist die grosse Nachfrage nach ihren Kunstwerken. Diverse Galerien rund um den Globus stellten ihre Kreationen schon aus und auch auf Instagram fragen täglich Leute, wo und wie sie Lims Babys kaufen können. Doch einen Online-Store gibt es nicht. Zu stressig wäre es der schüchternen Studentin. Zusätzlich traut sie dem Postsystem nicht.
Aber das grosse Geld will die Studentin der Design Academy im holländische Eindhoven, sowieso nicht machen. «Ich will Kunst machen, die Menschen bewegt und aus dem Alltäglichen herausholt», erklärt sie. Was sie mit kleinen, runden, gruselig-süssen Babyköpfen sicherlich erreicht.
7 Kommentare